Krankheiten
Das ist keine normale Seite über Fischkrankheiten, die findet man überall und in jeder Firmenfibel - samt Medikamenten der jeweiligen Hersteller. Hier geht es um die Hintergründe, warum die Fische überhaupt krank werden und was man dagegen tun kann. Die häufigsten Krankheiten und die Gegenmaßnahmen beschreibe ich trotzdem.
... aktualisiert und mehr dazu im
Ãœbersicht oder Hinweis Der Weg der Fische vom Ei zum Aquarianer, ein kurzer Bericht woher die Fische kommen und wie sie zu uns gelangen. Ichthyophthirius, etwas über den „Ichthyo” Ichthyobehandlung durch Umsetzen, eine eher theoretische Angelegenheit. Oodinium, die Samtkrankheit Diagnose Andere Möglichkeiten eines Mikroskops, die weiteren Möglichkeiten, die ein Mikroskop bieten kann. Warum man nicht gleich jeden „kranken” Fisch „behandeln” sollte. Schuppensträube oder Bauchwassersucht, eine nicht behandelbare Erkrankung. Warum ein Quarantänebecken selten Sinn macht. Nachsatz zu dieser Seite
Ãœbersicht oder Hinweis Eigentlich bin ich kein guter Fischdoktor, jedenfalls nicht, was die Namen der Krankheiten oder ihrer Erreger betrifft. Da alles auf der Welt aber - mindestens - zwei Seiten hat, kann man es auch anders herum betrachten: Dann bin ich ein „guter Fischdoktor”, da wir bei der Menge an Aquarien (über 300 „richtige Aquarien”, ohne 40er, 30er und Fischfangtöpfe) sehr wenig kranke Fische hatten. Und das bei einer sehr hohen Besatzdichte! Zu den Namen der Erreger usw. ist zu sagen, daß ich da früher ganz gut durchgeblickt habe. Weil wir aber in den letzten Jahren wie gesagt nur noch wenig Krankheiten in der Anlage hatten, weiß ich die Namen nicht mehr alle auswendig. Zeitweise hatte ich sehr gute Kontakte zu Tiermedizinern, so habe ich die Krankheiten seit Mitte der 70er meistens nicht mit den Mitteln der Aquaristikbranche, sondern entweder mit Substanzen aus der Human- oder Tiermedizin oder mit den original „Wirksubstanzen” bekämpft. Außerdem bin ich vor Jahren dazu übergegangen, die Krankheiten nach dem Erscheinungsbild und noch wichtiger nach den mir zur Verfügung stehenden Medikamenten zu beurteilen. Was hilft mir das Wissen, daß ich diese oder jene Bakterien mit Gentamycin umbringen kann, wenn ich kein Gentamycin bekommen kann oder es so teuer ist, daß die Behandlung eines einzigen 70ers 100.- Euro kosten würde.
Seit ziemlich langer Zeit habe ich ein Mikroskop. Ganz früher hatte ich ein Binokular von meinem Vater, dann eins von Meopta und seit ca. 1990 ein gutes Olympus Binokular Labormikroskop mit selbstgebasteltem Fotoadapter. Spätesten ab da habe ich festgestellt, daß fast alle Fische Krankheitserreger mit sich herumschleppen. Deswegen können sie absolut gesund wirken und auch ewig leben - jedenfalls müssen sie nicht an diesen Erregern sterben.
Daher vorneweg zwei meiner Lieblingssätze: „Es gibt keine kranken Fische, sondern nur kranke Aquarien”. und „Wenn die Fische in Ordnung sind, werden sie mit den Krankheitserregern fertig, sind die Fische nicht in Ordnung, werden die Krankheitserreger mit den Fischen fertig”.
Damit ist gemeint, daß Fische aus einem intakten Umfeld bedeutend widerstandsfähiger sind als aus einem „sterilen” , oder besser nicht richtig biologisch funktionierendem Aquarium. Es ist mir natürlich klar, daß jedes Aquarium - außer einem wirklich sterilen Zuchtansetzbecken - biologisch ist, aber das eine eben mehr und das andere eben weniger. Die Mehrzahl leider eher weniger. Und das macht den kleinen Unterschied.
Der Weg der Fische vom Ei zum Aquarianer Wenn man etwas über Fischkrankheiten schreiben will, so sollte man vielleicht ganz von vorne anfangen: Gemeint ist damit der Weg, den die Zierfische von ihrer Geburt bis zu den Privataquarien zurücklegen.
Fotos von importierten Wildfängen
Oben links ist ein Beutel mit frisch importierten Roten Neonsalmlern. Die Fische sind relativ gut bis sehr gut. Daneben ein Beutel aus der selben Sendung, diese Fische sind schon nicht mehr so gut. In dem Beutel rechts sind bereits viele Fische tot. Von den restlichen sind die meisten auch Todeskandidaten. Da kann man nichts machen. Das kann ein Importeur nicht ändern. Er kann nur versuchen, sein ganzes Wissen und seine Erfahrung dafür zu verwenden, daß von den importierten Fischen möglichst viele leben bleiben.
Das muß nicht unbedingt nur ums Geld gehen: Ich habe wegen zu hohen Ausfällen keine Roten Neonsalmler mehr importiert, obwohl wir die toten Fische nicht bezahlen mußten. Es ist mir einfach gegen den Strich gegangen. Ab da haben wir nur noch selbst gezüchtete „normale” Neonsalmler verkauft.
Oben ein Beutel mit Rotkopfsalmlern, diese Fische sind relativ gut, auch wenn sie für einen Ungeübten nicht so aussehen. Solche Fische haben wir im allgemeinen wieder „hinbekommen”. Auf dem rechten Bild sind tote Prachtschmerlen aufgereiht. Es ist ein makabres Bild! Aber schauen Sie es sich ruhig an. Solche Sachen sind früher öfter passiert. Der Handel mit lebenden Tieren hat sehr viele dunkle Seiten! Obwohl ich das natürlich schon lange gewußt habe, waren solche Fotos - bzw. die toten Fische - einer der Hauptgründe dafür, warum ich ziemlich schnell keine Fische mehr importiert, sondern nur noch gezüchtet habe. Und - Leute ohne Erfahrung mit importierten Fischen mögen mir bitte nicht vorwerfen, daß ich noch Muße und Zeit gehabt hätte, um die Fische in den Beuteln zu fotografieren, anstatt sie in die Aquarien zu setzen. Bevor man neu importierte Fische in die Aquarien setzen kann, hängt man sie erst eine Weile ins warme Wasser, damit sich die Temperatur angleicht. Es ist also in der Regel genug Zeit zum fotografieren! Das bringt die Fische nicht mehr um.
Bei den meisten Wildfängen ist eigentlich alle klar: Sie werden gefangen, je nach Herkunftsland in flache Wannen oder in Plastikbeutel getan und zu einer Sammelstelle gebracht. Dort bekommen sie erst einmal nichts zu fressen, damit sie beim Verschicken das Transportwasser nicht zu sehr belasten. Je weniger die Fische koten, desto weniger Transport-Wasser wird benötigt und desto weniger kostet die Luftfracht. Einfachste Logik. Wenn diese Fische beim Importeur ankommen, müssen sie fachmännisch und sehr sorgfältig versorgt werden. Das geht in manchen Fällen so weit, daß spezielles Auffangwasser bereit gestellt wird. Da ich Mitte der 60er Jahre bei einem Importeur gearbeitet habe und wir früher hier in Grünenbaindt auch Fische aus Asien direkt und WF aus Südamerika über einen Spediteur importiert haben, weiß ich wie das geht. Die Zeiten, wo z.B. die Kartons mit den Fischen statt in München in Frankfurt oder Amsterdam und die Papiere in Kairo waren, sind zwar vorbei und es funktioniert heute alles viel reibungsloser und es sind nicht so viele tote Fische an der Tagesordnung, Verluste gibt es aber immer noch - und immer noch viel zu viele.
Bei asiatischen oder anderen außereuropäischen Nachzuchten oder Wildfängen sieht es meistens so aus, daß die Züchter oder Fänger nicht selber verschicken, sondern die Fische werden in einer zentralen Stelle gesammelt, liegen mehr oder weniger lang in Beuteln herum, werden umgepackt und dann verschickt. Es gibt auch Firmen, die selber züchten oder fangen und auch selber verschicken, da geht es den Fischen besser.
Bei osteuropäischen Züchtern ist es ähnlich. Die meisten Züchter sind kleinere Betriebe, die ihre Fische zu einem Makler bringen, der den Verkauf der Fische organisiert. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, daß dieser Großhändler dann ein größeres Angebot an Fischarten hat. Wenn die Fische Glück haben, hat dieser Mensch Auffangbecken, wenn sie Pech haben, werden sie nur umgepackt und liegen kürzer oder länger in Beuteln herum. Da die Fische in der Regel nicht konkret für einen speziellen Kunden gepackt werden und auch noch über weite Strecken mit Kfz transportiert werden müssen, ist die Belastung für die Fische enorm. Der Vertrieb bei den deutschen Großhändlern läuft ähnlich ab, da wird oft bereits Abends gepackt, was erst am nächsten Nachmittag ausgeliefert wird.
Es gibt noch einige wenige deutsche Züchter. Davon züchten die einen wenige Sorten in großen Mengen und verkaufen sie an Großhändler, die anderen verkaufen ihre Fische an Zoohändler direkt. Die bekommen natürlich mehr Geld für ihre Fische, der Nachteil ist aber der, daß sie bedeutend mehr Fischarten züchten müssen. Wir haben zur zweiten Sorte gehört. Der große Vorteil von dieser Art Züchter ist der, daß er die Fische nach Bestellung und Lieferort packt. Das hat bei uns so ausgesehen, daß z.B. die Fische für den Zoohändler, der später beliefert wurde größere Beutel mit mehr Wasser bekommen haben. Und da wir immer genug Platz im Auto hatten, konnten wir auch immer „weit packen”. Unsere Fische sind also nicht ewig herumtransportiert worden, sondern nur ein Mal gefangen worden und dann beim Zoohändler gelandet. Ich habe immer gesagt, daß ich nicht unbedingt ein besserer Züchter bin als z.B. die „Asiaten” - unsere Fische waren unter anderem deshalb stabiler und gesünder, weil sie nur ein einziges Mal transportiert worden sind.
Dann gibt es die „Spezialisten”, die z.B. nur Papiliochromis ramirezi oder Apistogrammaarten oder so für Großhändler züchten. Das sind häufig kleinere Betriebe oder Privatzüchter. Die Qualität dieser Züchter ist in der Regel gut bis sehr gut, da sie meistens noch richtige Aquarianer sind und was von der Sache verstehen. Oder aber der Abnehmer strenge Anforderungen an diese Züchter stellt. Da die Großhändler die Fischqualität der außereuropäischen Lieferanten nur wenig oder genau genommen gar nicht beeinflussen können, lassen manche ihren Frust darüber bei den kleineren Züchtern aus und sind da dann übergenau. So sind manche Menschen eben. Natürlich ist es so, daß mit der Größe des Großhändlers auch der Einfluß auf die Qualität der Lieferung steigt. Je mehr jemand kauft, desto mehr hat er zu sagen! Aber trotzdem läuft da eben nicht immer alles „optimal”.
Als letztes Glied in der Kette kommen noch die Zoohändler. Da gibt es gute und weniger gute. Leider überwiegt die eine Seite. Ich kenne sehr wenig Händler, die ich uneingeschränkt einem Freund empfehlen könnte. So kann man am besten und kürzesten die Qualität eines Geschäftes beschreiben. Woran es liegt, daß es so wenig wirklich gute Zoogeschäfte gibt? Wahrscheinlich ist es der gleiche Grund warum es überhaupt so wenig „Fachgeschäfte” gibt. Irgendwie ist das leider überall gleich. Sprücheklopfer und Schlaumeier sind überall - Fachleute eher selten!
Ausschlaggebend für die Gesundheit und die Qualität der Fische ist die Behandlung durch den Fänger oder Züchter, den Exporteur, den Importeur bzw. Großhändler und letztlich den Zoohändler. Viele Importeure behaupten, daß sie frisch importierte Fische ca. 4 Wochen in Quarantäne halten und erst dann verkaufen. Manche werden es auch tatsächlich tun. Leider besteht aber oft eine Diskrepanz zwischen den Angaben der Importeure über die Quarantänezeit und der Anzahl der vorhanden Aquarien. Jeder intelligente Mensch kann sich ausrechnen, daß z.B. eine regelmäßig jede Woche importierte Fischmenge, welche 200 Aquarien benötigt, keine 4 Wochen in z.B. 250 Aquarien gehältert werden kann. Dazu wären mindestens 800 Aquarien notwendig. Sind diese Quarantäneaquarien nicht vorhanden, lügt der Großhändler. Manchmal kommen Fische aber auch in so guter Verfassung an, daß man sie mit gutem Gewissen bereits nach einer Woche Hälterung verkaufen kann. Ende der 70er habe ich ziemlich viele Glossolepis incisus gezüchtet und auch an Großhändler verkauft. Diese Fische waren damals bedeutend empfindlicher als die heutigen Stämme. Auf die Frage an einen Großhändler, wann er denn die soeben gekauften Fische wieder verkaufen würde, wegen der Eingewöhnung und so, hat er geantwortet: „Was ich heute verkaufe, kann morgen nicht mehr sterben”. So kann man es eben auch sehen.
Was hat das jetzt mit den Fischkrankheiten zu tun? Alles. Denn hier wird bereits festgelegt, was für Fische der Aquarianer bekommt.
Woran oder wie man einen guten bzw. schlechten Zoohändler erkennt, habe ich unter Fischeinkauf bereits beschrieben. Die beste Vorsorge gegen Krankheiten ist die Wahl eines guten Geschäftes. Und die „geiz-ist-geil” Mentalität ist da völlig fehl am Platz. Schließlich kostet die Pflege von Fischen Geld! Und jemand, der seine Fische pflegt kann nichts verschenken. Jahrzehntelange Erfahrung hat gezeigt, daß die billigsten Fische immer auch die schlechtesten waren. Ausnahmen sind wirklich Ausnahmen und bestätigen die Regel.
Ichthyophthirius, die berüchtigte Pünktchenkrankheit An erster Stelle der gefährlichen Krankheiten wird der „Ichthyo”, richtig „Ichthyophthirius multifiliis” stehen. Ich will hier nichts nachplappern, was man überall - mehr oder weniger abgeschrieben - lesen kann. Also muß man sich den Lebenszyklus dieses Schädlings woanders anschauen. Eigentlich ist der aber gar nicht so interessant, wichtig ist nur, wie man diese Krankheit bekämpfen kann. Sie ist gefährlich, wenn man nichts dagegen tut sterben die Fische. Es gibt aber sehr gute Medikamente dagegen. Sie enthalten meistens Malachitgrün. Früher war auch manchmal Chinin drin. Da diese Pünktchen offensichtlich immer am Sonntag auftauchen, sollte man ein Medikament gegen Ichthyo immer zu Hause haben. Ob das daran liegt, daß die Aquarianer am Sonntag besonders genau in ihre Aquarien schauen oder warum auch immer, jedenfalls scheint es so zu sein. Wenn man als Anfänger also kleine weiße Pünktchen bei den Fischen bemerkt, sollte man sofort behandeln. Der „alte Hase” wird vielleicht nicht gleich einschreiten, es gibt auch einen „Dauerichthyo”, da haben dann einige wenige Fische im Aquarium einige Punkte. Das gab es bei mir manchmal, man muß dann gut beobachten und gegebenenfalls doch einschreiten. Manchmal verschwindet er auch wieder von alleine. Darüber, woher man die Krankheit bekommen kann, gibt es viele Meinungen. Die verbreitetste ist wohl die, daß man sich die Krankheit „einschleppt”. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Bei uns in der Anlage hat es schon Ichthyo - Epidemien gegeben, ohne daß ein einziger neuer Fisch in die Anlage gekommen wäre. Wenn wir Ichthyo in der Anlage hatten, dann gleich in mehreren Becken. Es scheint mir so zu sein, daß sowohl die Dauersporen immer und überall vorhanden sind, als auch der alte Spruch Gültigkeit hat: „Wenn die Fische in Ordnung sind, werden sie mit den Krankheitserregern fertig, sind die Fische nicht in Ordnung, werden die Krankheitserreger mit den Fischen fertig” In den letzten Jahren ist der Ichthyo bei uns seltener geworden.
Ichthyobehandlung durch Umsetzen Der Ordnung halber: Es gibt theoretisch auch eine Behandlungsmethode gegen Ichthyo ohne Medikamente. Dabei will man sich den Lebenszyklus dieses Schädlings zunutze machen und setzt die Fische alle paar Tage in ein anderes Aquarium. Dieser Behandlungsvorschlag ist rein theoretisch und funktioniert in der Praxis nicht. Man benötigt dazu 5-10 leere Aquarien, wenn man die Fische in diesen Aquarien füttern will müssen sie wegen eines möglichen Nitritanstiegs eingelaufen und mit Heizung und Filter ausgestattet sein. Will man nicht füttern braucht man nur Heizung und Ausströmer. Natürlich müssen ALLE Fische aus dem erkrankten Aquarium herausgefangen werden. Das ist in einem eingerichteten Becken meistens nicht so einfach. Daß den kranken und somit angeschlagenen Fischen die Umsetzerei auch nicht gerade gut tut sollte man bitte auch bedenken.
Kurzum: Das ist eine typische Schreibtischweisheit - in der Praxis ist sie erstens nicht umzusetzen und zweitens funktioniert sie nicht. Wir haben die nötigen leeren Aquarien gehabt. Sogar nebeneinander. Allerdings habe ich es nur ein Mal gemacht - und dann nie wieder!
Als nächstes in der Skala der Häufigkeit dürften Haut- bzw. Schuppenschädigungen durch Pilze oder Bakterien stehen. Das sind Beläge auf den Schuppen, die man besonders gut sehen kann, wenn man etwas schräg auf den Fisch schaut, dann kann man einen weißlichen Belag sehen. Die Fische scheuern sich dann auch gerne. Für die Behandlung gibt es mehrere Medikamente, wobei es etwas problematisch sein kann, da Pilze und Bakterien theoretisch kontraindiziert sind. Man sollte also besser wissen, ob die Verursacher Bakterien oder Pilze sind. Glücklicherweise gibt es neben FMM im Handel auch Medikamente, die beide Verursacher beseitigen können.
Oodinium Oodinium ist eine typische Hälterungskrankheit, sie tritt nur bei geschwächten Fischen auf, sie heißt auch Samtkrankheit. Da es bedeutend kleinere Punkte sind als bei Ichthyo kann man sie manchmal übersehen. Man kann O. aber meistens am Verhalten der Fische erkennen. Ansonsten braucht man halt eine gute Taschenlampe - wir hatten eine Taucherlampe mit einer 50/20W-Halogenbirne und Spotreflektor - dann kann man Oodinium auch in nicht soo hellen Aquarien sofort sehen. Die Krankheit wird mit käuflichen Medikamenten oder mit Kupfersulfat behandelt. Kupfersulfat ist aber eine ziemlich gefährliche Angelegenheit, da es nicht immer gleich wirkt. Das kommt unter anderem auf die Wasserhärte an. Manchmal muß man mehr dosieren und ein anderes Mal ist diese Dosierung dann schon zu hoch. Außerdem bleibt Kupfersulfat im Aquarium auch nach Wasserwechsel zurück. Nachdem ich ein Aquarium mit Kupfersulfat „desinfiziert” hatte, sind in diesem Becken trotz mehrmaligem Wasserwechsel Schnecken gestorben. Man sollte selbst hergestelltes Kupfersulfat nur verwenden, wenn man ziemlich viel Ahnung hat. Deshalb gebe ich hier auch keine Dosierung an. Die Aquarianer die damit umgehen können kennen auch die Dosierung. Alle Nichtspezialisten sollten besser die Finger von Kupfersulfat lassen. Eine Schwierigkeit der Behandlung besteht natürlich darin, daß Oodinium wie gesagt eine Hälterungskrankheit ist. Sie tritt also nur bei geschwächten Fischen auf. Und so sollte man erst die primäre Ursache für die Schwächung der Fische und dann erst die sekundäre Erkrankung - nämlich Oodinium - beseitigen oder bekämpfen. Es sind erfahrungsgemäß auch immer die gleichen Fischarten die an Oodinium erkranken. Normalerweise sind Nothobranchius und auch Aphyosemion sehr empfindlich gegen diese Krankheit. Da geben die Züchter gerne Salz dazu, bessere Hälterungsbedingungen wären die elegantere Behandlung. Bei uns waren Kardinal und manchmal auch Keilfleckbarben in einer bestimmten Größe Oodiniumkandidaten. Wenn ich da nicht auf optimales Futter und Wasser geachtet habe waren sie ganz schnell krank.
Diagnose Wenn man eine genaue Diagnose stellen will, muß man die erkrankten Fische entweder selber mit einem Mikroskop untersuchen oder an ein Institut einschicken. Man kann mit einem besseren Mikroskop auch verschiedene Bakterien erkennen. Das hilft in der Praxis aber nicht wirklich, da man dann noch lange nicht weiß, um welche Bakterien es sich handelt, da man nur die Form der Bakterie erkennen kann. Da gibt es „Streptokokken”, „Staphylokokken”, „Spirillen” und noch einige andere Formen. Was es genau für ein Viech ist, kann man nur feststellen, wenn man eine Kultur anlegt. Das kann der Aquarianer eher nicht. Auch sind die meisten Bakterien gegen sehr viele der handelsüblichen Antibiotika resistent. Die Antibiotika, die noch wirken sind entweder teuer oder schwer zu bekommen. Also hilft das Mikroskop in der Praxis auf diese Art auch nur bedingt weiter. Irgendwelche tierische Krankheitserreger oder Pilze findet man auf fast jedem Fisch, Ichthyo oder Oodinium und verpilzte Fische kann man auch ohne Mikroskop erkennen. Bleiben noch Kiemen- und andere Würmer im Fisch und eventuell spezielle Krankheitserreger. Da funktioniert ein Mikroskop. Auch kann man durch Quetschpräparate von Organen auch ohne Färbung einiges erkennen. Das soll also nicht heißen, daß ein Mikroskop wertlos ist, aber ein Mikroskop macht noch lange keinen guten Fischdoktor! Wenn man sich mit der Materie richtig befaßt und sich einige Bücher kauft, so ist gegen ein Mikroskop nichts einzuwenden. Nur werden die Möglichkeiten eines solchen Gerätes gerne überschätzt. Außerdem ist ein gutes Gerät nicht billig. Wenn man also meint daß man eins bräuchte, kann man auch mit einem billigen digitalen vom Discounter anfangen. Ich habe mir auch eins gekauft; ist gut zum spielen, man kann es mit dem Computer verbinden und dann die Viecher auf dem Monitor anschauen. Die Auflösung usw. ist natürlich nicht gerade umwerfend - auf deutsch: ziemlich miserabel (deshalb steht es jetzt auch in der Rumpelkammer). Wenn man dann weiter machen will, kann man einige Preisklassen höher steigen. Sollte man nicht weitermachen wollen, sind so keine 1000 € hinüber. (Mehr zu Mikroskopen wird bei Geräten kommen, ich möchte es nicht doppelt schreiben)
Andere Möglichkeiten eines Mikroskops Seit vielen Jahren habe ich mein Mikroskop anders eingesetzt. Irgendwann habe ich festgestellt, daß ein Zusammenhang besteht zwischen der Anzahl der in einem Aquarium vorhandenen Mini-Lebewesen und der Stabilität des Aquariums. Oder anders: Je größer die Artenvielfalt von kleinem nur unter dem Mikroskop sichtbaren Getier in einem Aquarium ist, um so besser funktioniert es.
Wenn man Fische in solch einem guten Aquarium mit z.B. Flubenol behandelt, sind die Kleinsttiere hinüber und es dauert sehr lange, bis sie wieder in der vorherigen Anzahl vorhanden sind. „Sehr lange” kann durchaus 3 Monate und mehr sein. Ich habe das ganz konkret in einem 150er mit Diskus erlebt und später öfter beobachtet. Deshalb habe ich mir abgewöhnt, Fische in einem eingerichteten Aquarium zu behandeln.
Warum man nicht gleich jeden „kranken” Fisch „behandeln” sollte. Das ist ein etwas schwieriger Absatz und ich hoffe, daß er so verstanden wird wie er gemeint ist! Speziell Anfänger sind oft übergenau und meinen bei jedem Fisch eine krankhafte Veränderung zu sehen. Eine fehlende Schuppe oder etwas ausgefranste Flossen sind aber noch lange nicht behandlungsbedürftig. Da muß man ein Auge dafür bekommen. Kippt man wegen solcher Bagatellen Medikamente ins Wasser, so schadet man dem System Aquarium mehr als man den Fischen nützt! Solche Verletzungen heilen in einem intakten Umfeld schnell ab. Andererseits hat es keinen Sinn wirklich kranke Fische als Laie behandeln zu wollen. Das wird auf der einen Seite meistens nicht funktionieren und auf der anderen Seite dem Aquarium schaden! Vielleicht ist das für manchen nicht so einfach nachvollziehbar, aber es ist tatsächlich meistens besser einige Fische sterben zu lassen als dem System Aquarium nachhaltig zu schaden - und den Fischen letztlich doch nicht helfen zu können! Allgemein bekannte Krankheiten wie Ichthyophthirius sind davon natürlich ausgenommen. Aber bereits Verpilzungen sollte man vielleicht besser nicht in einem funktionierenden eingerichteten Aquarium behandeln, sondern in einem extra Behälter.
Zum besseren Verständnis hier ein Beispiel: Für mein Wohnzimmeraquarium habe ich bei einem Großhändler unter anderem ungesehen 50 Nannostomus marginatus gekauft. Es fiel mir sofort auf, daß die Fische relativ farblos waren und speziell der metallische Glanz gefehlt hat. Sie haben auch „irgendwie keinen guten Eindruck” gemacht. Und obwohl äußerlich keine direkten krankhaften Veränderungen festzustellen waren, sind ca. 20 Fische nach und nach auf verschiedene Weise gestorben. Hätte ich versucht die Fische in diesem eingerichteten Becken zu behandeln, hätte es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Fischen nichts geholfen und nur den Minitierchen des Aquariums geschadet. Inzwischen haben sich die N. marginatus stabilisiert und auch bessere Farben bekommen.
Sollte jemand der durchaus berechtigen Meinung sein daß man die Fische ja untersuchen hätte können, dazu eine Kurzfassung aus eigener Erfahrung: Vor vielen Jahren hatten wir in mehreren Becken sterbende Fische. Da ich mit meinem Wissen wieder ein mal am Ende war, haben wir die Fische bei einer bekannten Universität mit einem bekannten Professor untersuchen lassen. Da ich nun mal ein kritischer Mensch bin, haben wir neben den kranken Fischen auch äußerlich vollkommen gesunde Fische mitgegeben, welche hier natürlich auch später nicht gestorben sind. Die Diagnose war sehr ernüchternd: ALLE Fische krank, teilweise verfettet, Begründung: zu hohe Antibiotikagaben! Leider konnte der Professor oder seine Mitarbeiter nicht wissen, daß das alles selbst gezüchtete Fische waren und diese in ihrem Leben keinerlei Antibiotika bekommen hatten !!! Es war auch keines im Futter enthalten usw. Man möge mir verzeihen, daß ich nach mehreren solchen und ähnlichen Erfahrungen - höflich ausgedrückt - „etwas ungläubig” geworden bin. Und was das Thema Fischkrankheiten betrifft inzwischen eine eigene Meinung habe. Gebracht hat uns diese Untersuchung außer Unkosten nichts, da die empfohlene Behandlungmethode mit Gentamycin wegen damaligen astronomischen Kosten dieses Antibioticums für uns nicht bezahlbar war. Die kranken Fische habe ich - wie sonst auch - selber wieder in den Griff bekommen.
Schuppensträube, Bauchwassersucht, oder auch Rotseuche.
Das ist auch ein gutes Beispiel für Fischkrankheiten, die ein „normaler” Aquarianer nicht behandeln kann - und es auch gar nicht erst versuchen sollte! Es schadet mir Sicherheit mehr als es nützt! Auf den Fotos oben ist links ein kranker Roter Neonsalmler, rechts ein Ausschnitt der Bauchregion. Da kann man die einzelnen abstehenden Schuppen besser erkennen. Diese abstehenden Schuppen und eine deutlich aufgetriebene Bauchregion sind typisch für diese Krankheit. Wenn man genau hinschaut, kann man meistens auch einzelne „lose” Schuppen sehen. Der helle Fleck bei dem linken Bild in der Mitte ist so eine „lose” Schuppe. Ich will hier nicht über die Ursachen spekulieren, die sind nämlich nicht so ganz eindeutig. Es erkranken schließlich genauso allgemein geschwächte Fische - bei denen man es vermuten würde - als auch einzelne Fische aus einem „gesunden” Schwarm. (Oder ist der erkrankte eben der „nicht so gesunde” gewesen?) Viel wichtiger ist, was man bei oder mit so einem kranken Fisch machen soll! Soll man ihn im Aquarium lassen oder heraus fangen und töten? Ich lasse diesen Fisch in meinem Wohnzimmer-Aquarium drin - und sterben. Auch auf die Gefahr hin, daß sich die Krankheitskeime im Aquarium vermehren oder ausbreiten könnten. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß das nicht der Fall ist. Es ist in diesem Fall auch nur ein Fisch von ca. 130 Roten Neons erkrankt. Will man das nicht riskieren, so muß man den Fisch töten. Einem so kleinen Fisch das Genick durchzuschneiden ist nicht Jedermanns Sache. Aber es ist die humanste Tötungsmethode. Bitte den Fisch nicht ins Klo entsorgen - das ist die fieseste Art!
Schuppensträube habe ich schon öfter und auch bei verschiedenen Fischarten gesehen/gehabt, aber eine Epidemie habe ich noch nie beobachtet. Es waren also immer nur einzelne Fische erkrankt. Obwohl es eine „infektiöse” Bauchwassersucht sein soll. Oder durch Viren verursacht (Reichenbach-Klinke). Also hätten sich andere Fische anstecken oder sich eben „infizieren” müssen.
Warum ein „Quarantänebecken” selten Sinn macht. Manchmal kann man lesen, daß man Fische bevor man sie ins Gesellschaftsaquarium setzt, zuerst in einem Quarantänebecken behandeln, oder zumindest beobachten soll. Wenn sich die zu beobachtenden Fische in einem Aquarium wohl fühlen oder sogar „gesünder” werden sollen, so muß es ein hervorragend funktionierendes bepflanztes Aquarium mit aller Technik und je nach Fischart auch entsprechender Größe - also mindestens 60-80cm - sein. Die andere Methode - wenn man die Fische behandeln will/muß - wäre ein ganz leeres Becken. Ohne Bodengrund, Einrichtungsgegenständen und Pflanzen. Nur mit einem einfachen mechanischem Filter und einer Heizung. Leer deshalb, weil sehr viele Medikamente nur in leeren Becken richtig wirken. Nun ist es aber nicht jedermanns Sache Fische überhaupt - und speziell in einem leeren Aquarium zu behandeln - auf deutsch: Es ist nicht so einfach. Man muß die Fische sehr genau beobachten, die Medikamente genau dosieren und für den Ernstfall genügend abgestandenes temperiertes Wasser haben, um sofort möglichst viel Wasser wechseln zu können. Macht man das mit Leitungswasser, so wird es den angeschlagenen Fischen den Rest geben. Der größte Haken an der ganzen Quarantänegeschichte ist aber der, daß sehr wenige Aquarianer die Möglichkeit und den Platz für ein fast immer leer stehendes - und trotzdem sehr gut gepflegtes und funktionierendes - Aquarium haben werden. Und somit wäre das Thema Quarantänebecken eigentlich schon erledigt. Wenn nämlich jemand meint, ein 30er-Minizuchtbecken als „Quarantänebecken” bezeichnen zu können, so irrt derjenige ganz gewaltig. Seine Fische werden es büßen müssen!
Sollte es sich jemand leisten können, ein nicht zu kleines eingerichtetes Aquarium herumstehen zu haben, so wäre das natürlich als Beobachtungsbecken für neue Fische hervorragend geeignet. Aber selbst da gibt es einen Wermutstropfen: Es ist meistens weder einfach, die richtige Diagnose zu stellen noch die Behandlung richtig durchzuführen. Langer Rede kurzer Sinn: Man sollte die Sache mit der Quarantäne vergessen und sich stattdessen die Fische welche man kaufen will sehr genau anschauen. Eventuell einige Tage später noch ein Mal. Und erst kaufen - wenn sie dann immer noch gut aussehen. Vielleicht auch diesen Absatz lesen.
Ein Nachsatz aus der Origninal-Afizucht für den interessierten Aquarianer: „Kranke Aquarien” Man kann kranke Fische auch am Mulm in den Aquarien erkennen. Kranke Aquarien - mit Glasboden ohne Kies - haben anderen Mulm: Er ist nie zusammenhängend, sondern liegt mit einem bis einigen cm Abstand in kleinen Häufchen auf dem Boden. Es ist schwer zu erklären, aber Aquarien mit kranken Fischen haben wirklich immer anderen Mulm. Fazit: Nicht die Fische sind krank, sondern die Aquarien (genauer: die Mikrofauna der Aquarien).
Nachsatz zu dieser Seite, Wie schwierig es ist, Fischkrankheiten in den Griff zu bekommen läßt sich sehr einfach daran erkennen, daß viele Importeure viel Geld dafür ausgeben und trotzdem kranke Fische verkaufen.
Erstellt: März 2007 Letzte Änderung: April 2019
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